Zwischen Feminismus und performative males
Als performative males oder auch performative Männer werden Männer verstanden, die sich als besonders feministisch geben und mit ihrem Aussehen vor allem Frauen ansprechen wollen. Typische Merkmale sind hierbei nicht stereotypisch “männlich”, sondern lackierte Fingernägel, Jutebeutel, Schmuck, insbesondere Perlenketten, dabei in der Hand oft ein Getränk wie Matcha und in der anderen ein feministisches Buch von Judith Butler. In den letzten Wochen und Monaten machen Videos von diesen “performative males” im Internet die Runde. Welcher Mann schafft es am besten, performativ auszusehen? Wettbewerbe in großen Städten versuchen auf diese Frage eine Antwort zu finden. Das alles erscheint ein wenig lächerlich, es wird sich darüber amüsiert, wie sich Männer "verkleiden", um besonders in dieses Bild zu passen. Das Ziel des ganzen ist, meiner Analyse nach, zum einen besonders gut bei Frauen anzukommen, die sich von feministischeren Männern mehr angezogen fühlen, sowie das nacheifern eines Trends in den sozialen Medien.
Irgendwie erscheint es mir ironisch, wenn diese ein Buch von Butler in der Hand halten. Nicht weil es ironisch ist, dass Männer feministische Bücher lesen - wobei das ja mit dem reinen halten von diesen nicht passiert - sondern weil Butler den Begriff Performativität in ihrem Werk “Gender Trouble” oder unter dem deutschen Namen “Das Unbehagen der Geschlechter” aus feministischer Perspektive geprägt hat. Eben dieses Werk, ist wohl eines der bekanntesten in der feministischen Theorie und beschäftigt sich mit der Konstruktion von Geschlecht. Nach Butler ist Geschlecht nicht angeboren und entsteht performativ, das bedeutet, dass dieses durch wiederholte Handlungen in einem kulturellen und sozialen Kontext entsteht und sich reproduziert. Als solche wiederholte Handlungen kann auch das Tragen bestimmter Kleidung angesehen werden. Das, was wir als Geschlecht verstehen, ist somit auch veränder- und dekonstruierbar. Und auch wenn der Begriff aus dem Internet vermutlich auf etwas anderes hinaus will, geht es auch hier um eine inszenierung von Geschlecht mit Männern, die nur inszenieren femininer und feministischer zu sein, denn so ist auch das ganze Geschlecht Mann und auch Frau nach Butler inszeniert. Was als männlich angesehen wird, wird entsprechend auch durch solche Trends beeinflusst.
Fraglich bleibt, ob es das Ziel der “performative males” ist, Geschlechtszuschreibungen zurückzuweisen. Hier sollte betont werden, dass es nicht ausreicht, sich femininer zu kleiden und ein bisschen Matcha zu trinken, um einen feministischen Kampf zu kämpfen. Am Ende des Tages muss das feministische Buch, das bereits in die Hand genommen wurde, auch wirklich gelesen werden. Ein Jutebeutel hat noch keinen Mann dazu gebracht, weniger toxisch zu sein und ein TikTok Trend, bei dem man sich denkt, dass das nicht ernst gemeint ist und lächerlich wirkt, vielleicht sogar das Gegenteil. Um Frauen davon zu überzeugen, das man doch nicht so ein schlechter Typ ist, sollte man am besten nicht nur so tun als ob. Wirklich Feminist sein würde dann auch nicht nur so manch einem persönlichen Datingerfolg, sondern unserer Gesellschaft etwas bringen.